FICCU: DIE HOMMAGE

FICCU ist der Hommage an Reinaldo Arenas gewidmet, und damit einer Ehrung der Poesie, denn Reinaldo war ein von Familie und Freunden, Liebe und Sex, von seinem Land und von der Dichtung selbst verfluchter Poet, der Dichtung, die ihn stets aufrecht hielt und die ihn in uns, die wir auch Poeten sind, noch immer am Leben hält. Er schrieb über das Kuba von vor 1959 und das Kuba nach 1959. Er tat dies aus sehr eigener Sicht, von hier und von dort.

Einer Ehrung auch von Nicolás Guillén Landrián, weil mir eines Tages (in Kuba) ein Student der Filmhochschule ins Ohr flüsterte, dass es da einen Dokumentarfilm über den besten kubanischen Dokumentaristen aller Zeiten gebe: Nicolás Guillén Landrián, den Unbotmäßigsten und meist Verfluchten unter den kubanischen Filmemachern, der außerdem in die Vereinigten Staaten ins Exil gegangen sei und den niemand kenne. Ein Schüler von Joris Ivens und Theodore Christensen. Kurz vor seinem Tod (2003), hat er Zeugnis abgelegt über seine ästhetischen Beweggründe und über sein gebremstes filmisches Schaffen, das, wenn wir ihm aus moderner Sicht die angemessene Ehre erweisen, die Anerkennung durch den authentischsten Blick verdient, den es gibt, den vorbehaltlosen Blick des Zuschauers. Nicolás Guillén Landrían verkörperte und verkörpert eine reine und kubanische Schönheit und wird dies auch in Zukunft tun. Er ist ein Lehrer auch für uns, die wir ihn nicht als solchen hatten. Es handelt sich um eine Ehrung, die wir dank der freundlichen Unterstützung von Manuel Zayas und Jorge Egusquiza vornehmen können.

Wir wollen bei unserem Festival auch eine Hommage an die junge Generation des kubanischen Filmschaffens nicht außen vor lassen. Vor kurzem meinte jemand zu mir, das kubanische und lateinamerikanische Kino habe wohl keine Zukunft. Was bedeutet es Zukunft zu haben? – Das haben wir uns gefragt! Die NEUE Sicht junger Regisseure, die Jahrzehnte, Geschichten und wichtige Momente in unserem Leben wieder aufgreifen und dies mit ästhetischer, sozialer und selbstverständlich auch politischer Sorgfalt tun, ist beim FICCU vertreten. Vom Angebot der in Kuba arbeitenden Regisseure, wie Aram Vidal (DE GENERACIÓN), Arturo Infante und Yasef Aranda (UTOPÍA und GOZAR, COMER Y PARTIR), Alina Rodríguez (BUSCÁNDOTE HAVANA), Elena V. Molina (33 Y 1/3 CLIP und REVISTA) – die letzten beiden übrigens erst 19 Jahre alt – und anderen bis hin zu den Beiträgen kubanischer Regisseure, die außerhalb Kubas leben, wie Sandra Gómez (LAS CAMAS SOLAS) von der Schweiz; Hugo Marcel Oliva (CUBALOCO) von Deutschland; Axel Iglesias (LA DISTANCIA NO ES EL OLVIDO) von Spanien aus, sowie die Werke noch vieler anderer; wie auch die Visionen von internationalen Regisseuren aller Epochen: EL SABOR DEL SOLAR von Jane Thorburn aus Großbritannien, (LA VITA COME VIAGGIO AZIENDALE) von Paolo Murán aus Italien, (CUBA L’AN 50 )von Pierre Beccu aus Frankreich (ein Roadmovie von 2007) und die Schönheit von KIUBA NO KOIBITO, UN AMANTE DE CUBA des bereits im vergangenen Jahr verstorbenen Kazuo Kuroki, ein Werk, das im Kuba des Jahres 1969 in Zusammenarbeit mit dem ICAIC realisiert wurde, um das Bild der kubanischen Revolution in Japan zu fördern und das von seiner Witwe Nobuko Kuroki beim FICCU eingereicht wurde.

Außerdem sind 4 weitere Hommagen unverzichtbar

Roberto Miqueli und Reinaldo Miravalles, entstammen ein und derselben Generation. Roberto, der als Vater der Spezialeffekte im kubanischen Kino angesehen wird und dazu eingeladen wurde, mit Robert Redford in Hollywood zu arbeiten, wollte sein Land nicht verlassen. Heute 82 Jahre alt, hat er an mehr als 200 kubanischen Filmen mitgearbeitet und ist zur Zeit dabei ein Filmmuseum in der "vergessenen Stadt" Alamar einzurichten, einer Vorstadt in 10 km Entfernung von Havanna, die geografisch und wirtschaftlich im Abseits liegt, eine Stadt ohne Industrie, der wir und OMNI – ZONA FRANCA, eine der besten Performancegruppen Kubas, mit unserem Dokumentarstreifen CUBA PERFORMANCES Ehre erweisen wollen.

Besuchen wird uns Reinaldo Miravalles, einem der bei den Kubanern beliebtesten Schauspieler, der beim FICCU dabei sein wird. Wir werden zwei verschiedene Etappen seines künstlerischen Lebens aufgreifen mit seinen Rollen in LAS DOCE SILLAS des großen Regisseurs Tomás Gutiérrez Alea ("Titón") und CERCANÍA von Rolando Díaz. Reinaldo Miravalles, dieser wunderbare Mensch, der allen so viel an Lächeln, Humor, Sehnsüchten und guten Momenten beschert hat, ist heute 84 Jahre alt.

Vom FICCU verabschieden werden wir uns mit einer Hommage an die kubanische Musik, weil diese den wahren Geist des kubanischen Volkes ausmacht und die beste unserer Ausdrucksformen darstellt, weil die Musik die beste Chronistin unserer gesamten Geschichte ist.